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Das Konzept der erfolgsabhängigen Bezahlung
von Arzneimitteln – einfach erklärt


Das Konzept der erfolgsabhängigen Bezahlung
von Arzneimitteln – einfach erklärt

Die Kosten für neue Medikamente steigen seit Jahren stark an. Gleichzeitig zeigen sich in der Praxis immer wieder Unterschiede zwischen dem, was Medikamente in Studien versprechen, und dem, was sie im Alltag tatsächlich leisten. Manche Arzneimittel wirken bei vielen Patientinnen und Patienten sehr gut, bei anderen aber kaum. Trotzdem müssen Krankenkassen meist den vollen Preis bezahlen – auch wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt.

Vor diesem Hintergrund wird aktuell auch die Idee einer erfolgsabhängigen Bezahlung von Arzneimitteln (sog. „Pay-for-Performance“). Sie soll sicherstellen, dass sich die Ausgaben im Gesundheitssystem stärker am wirklichen Nutzen orientieren – also daran, ob ein Medikament in der Praxis auch tatsächlich hilft.

Die Grundidee

Bei einer erfolgsabhängigen Vergütung hängt die Bezahlung eines Medikaments davon ab, wie gut es tatsächlich wirkt. Bringt die Therapie den erwarteten Erfolg, wird der Hersteller voll bezahlt. Bleibt die Wirkung aus oder ist geringer als versprochen, wird die Vergütung gekürzt oder angepasst. So sollen medizinischer Fortschritt und finanzielle Verantwortung besser miteinander verbunden werden.

Umgesetzt werden kann das auf verschiedene Weise. Denkbar sind zum Beispiel Modelle, bei denen Zahlungen schrittweise erfolgen, also erst dann, wenn sich zeigt, dass das Medikament über einen bestimmten Zeitraum tatsächlich hilft. Auch Preisanpassungen im Verlauf sind möglich – etwa, dass der Preis steigt, wenn die Wirksamkeit langfristig bestätigt wird, oder sinkt, wenn der Nutzen ausbleibt. Alternativ könnten auch nachträgliche Korrekturen vorgenommen werden, falls vereinbarte Therapieziele nicht erreicht werden. Entscheidend ist dabei, dass es klare, messbare Erfolgskriterien gibt – etwa Laborwerte, Überlebenszeiten oder Verbesserungen der Lebensqualität.

Internationale Erfahrungen

Andere Länder experimentieren bereits mit solchen Modellen.
In Italien und Großbritannien etwa gibt es seit einigen Jahren Verträge zwischen Pharmaunternehmen und Krankenkassen, bei denen Zahlungen ganz oder teilweise zurückfließen, wenn ein Medikament nicht den erwarteten Erfolg zeigt. In Schweden und den Niederlanden werden ähnliche Ansätze getestet, häufig bei besonders teuren Krebsmedikamenten oder Gentherapien.

Diese Beispiele zeigen, dass Pay-for-Performance in der Praxis funktionieren kann, aber auch dort ist der Aufwand groß. Es braucht gute digitale Systeme, um Behandlungsergebnisse zu erfassen und auszuwerten. Zudem müssen sich alle Beteiligten – Hersteller, Ärzte, Krankenkassen und Behörden – auf gemeinsame Messgrößen und faire Verfahren einigen.

Vorteile

Ein erfolgsabhängiges Vergütungssystem hätte mehrere positive Effekte.
Es würde den tatsächlichen Nutzen für die Patientinnen und Patienten stärker in den Mittelpunkt stellen, statt sich nur auf Studienergebnisse zu verlassen. Für Krankenkassen entstünde weniger finanzielles Risiko, da sie nur für wirksame Behandlungen zahlen müssten.

Zudem würde das System echte Innovationen fördern, weil Hersteller ein Interesse daran hätten, Therapien zu entwickeln, deren Nutzen klar nachweisbar ist. Auch neue Medikamente könnten schneller in die Versorgung kommen, weil Unsicherheiten über ihre Wirksamkeit nachträglich ausgeglichen werden können.

Nachteile und Herausforderungen

Gleichzeitig bringt das Modell auch erhebliche Herausforderungen mit sich. Die Messung von Therapieerfolgen ist oft schwierig, da Krankheitsverläufe individuell unterschiedlich sind und viele Faktoren – etwa Lebensstil oder Begleiterkrankungen – das Ergebnis beeinflussen. Der Verwaltungsaufwand wäre hoch, weil Daten erfasst, ausgewertet und kontrolliert werden müssten. Hinzu kommen Datenschutzfragen, wenn Gesundheitsdaten zur Erfolgskontrolle genutzt werden.

Ein weiterer Kritikpunkt: Solche Modelle könnten vor allem bei Krankheiten funktionieren, deren Behandlungserfolg sich leicht messen lässt. Für komplexe oder seltene Erkrankungen wäre eine erfolgsabhängige Vergütung deutlich schwerer umsetzbar.

Fazit

Die erfolgsabhängige Bezahlung von Arzneimitteln ist ein moderner Ansatz, um Medikamente nicht nur nach ihrem Preis, sondern nach ihrem tatsächlichen Nutzen zu bewerten. Sie könnte dazu beitragen, dass Geld gezielter in wirksame Therapien fließt und gleichzeitig das Gesundheitssystem entlastet wird. Damit sie in der Praxis funktioniert, braucht es jedoch klare Erfolgskriterien, eine gute Datengrundlage und einfache Verfahren, die den zusätzlichen Aufwand beherrschbar machen. Nur dann kann das Konzept wirklich zu einem fairen, transparenten und nachhaltigen Vergütungssystem beitragen.

Gerade in der Schmerzmedizin kommen dann natürlich auch noch Fragen danach zum Tragen, was ein „bezahlenswerter“ Behandlungserfolg eigentlich ist? Offensichtlich ist, dass die in klinischen Studien unter mehr oder weniger künstlichen Bedingungen nachgewiesenen Wirkversprechen im praktischen Alltag nicht unbedingt eingelöst werden, andererseits mitunter aber auch kleine Verbesserungen individuell von großer Bedeutung sind. Wer also soll hier entscheiden?

Letztlich gilt unverändert:

Effekt ist, wenn’s auf dem Paper wirkt.

Effektivität ist, wenn’s auch in der Praxis wirkt.

Effizienz ist, wenn’s der GBA auch noch gut findet.

Wenn Sie uns Ihre Meinung dazu mitteilen wollen,
dann schreiben Sie uns gerne an:

info@schmerzliga.de
Stichwort: Arzneimittel - erfolgsabhängige Bezahlung

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