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Selbstbeobachtung bei Opioiden:
Gefährde ich mich – oder bin ich gut eingestellt?


Selbstbeobachtung bei Opioiden:
Gefährde ich mich – oder bin ich gut eingestellt?

Opioide können bei starken oder chronischen Schmerzen sehr wirksam und sinnvoll sein. Aber wie bei jedem wirksamen Medikament ist es wichtig, achtsam mit dem eigenen Umgang umzugehen – gerade, wenn die Einnahme über längere Zeit erfolgt.

Wenn Sie Opioide zur Schmerzbehandlung einnehmen, ist es deshalb wichtig, immer wieder kurz in sich hineinzuhorchen: Brauche ich das Medikament wirklich – oder hat sich mein Umgang damit verändert?

Nachfolgend finden Sie Sie Fragen zur ehrlichen Selbstreflexion, um Warnzeichen für ein mögliches Suchtrisiko frühzeitig zu erkennen.

Fragen zur Selbstbeobachtung

  • Nehme ich das Medikament ausschlieĂźlich wegen meiner Schmerzen – oder auch, um andere GefĂĽhle zu dämpfen?
     B. bei Stress, Traurigkeit, Angst oder Langeweile?
  • Erwische ich mich dabei, frĂĽher als geplant zur nächsten Dosis zu greifen?
  • Habe ich schon mal die Dosis selbstständig erhöht, ohne vorher mit dem Arzt/der Ă„rztin zu sprechen?
  • Denke ich oft an das Medikament, obwohl ich keine Schmerzen habe?
     B. mit Gedanken wie: „Ich freue mich auf die Wirkung“ oder „Ohne das Mittel geht es mir nicht.“
  • Verheimliche ich meine Einnahme vor anderen – oder habe ich SchuldgefĂĽhle deswegen?
  • Habe ich das GefĂĽhl, dass ich ohne das Medikament gar nicht mehr „ich selbst“ bin?
  • Habe ich schon versucht, das Medikament zu reduzieren – und dann aufgegeben, obwohl ich es wollte?
  • WĂĽnsche ich mir heimlich Nachschub, auch wenn ich weiĂź, dass ich ihn medizinisch gerade nicht brauche?

Was bedeuten meine Antworten?

  • Wenn Sie meistens mit „Nein“ antworten, ist Ihr Umgang mit Opioiden wahrscheinlich unbedenklich – trotzdem lohnt sich regelmäßige Selbstbeobachtung.
  • Wenn Sie mehrere Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten Sie das offen mit Ihrer Ă„rztin oder Ihrem Arzt besprechen – ohne Angst oder Scham. Es bedeutet nicht automatisch, dass Sie sĂĽchtig sind – aber es zeigt, dass besondere Achtsamkeit angebracht ist.
  • Je frĂĽher eine beginnende Fehlentwicklung erkannt wird, desto einfacher ist es, gegenzusteuern – z. B. mit ärztlicher Begleitung, psychologischer UnterstĂĽtzung oder alternativen Behandlungsstrategien. 

Wichtig zu wissen:

  • Sucht ist keine Schuldfrage, sondern eine Erkrankung mit körperlichen und seelischen Anteilen.
  • Wer offen mit dem Thema umgeht, schĂĽtzt sich selbst – und erhält die bestmögliche UnterstĂĽtzung.

Ärzt:innen werden Sie nicht verurteilen, sondern helfen, die Kontrolle zu behalten oder zurückzugewinnen.

Tipp: Der POMI-Fragebogen

Für eine strukturierte Einschätzung gibt es ein einfaches, aber wirkungsvolles Instrument: den Prescription Opioid Misuse Index (POMI).
Dieser kurze Fragebogen hilft dabei, problematischen Umgang mit Opioiden frühzeitig zu erkennen – und wird auch von Ärzt:innen zur Verlaufskontrolle genutzt.

Wo finde ich den POMI?
Der Fragebogen ist in der Fachliteratur beschrieben, aber auch in patientenfreundlicher Form in vielen Schmerzpraxen oder online verfĂĽgbar. Fragen Sie gern gezielt danach!

Empfehlung: DGS-Leitlinie
„Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht-tumorbedingten Schmerzen“

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) bietet eine evidenzbasierte Leitlinie, die klare Empfehlungen gibt, wann und wie Opioide sicher eingesetzt werden können – und wann man besonders achtsam sein sollte.

Diese Leitlinie richtet sich primär an Ärztinnen und Ärzte, aber auch Patient:innen können darin wichtige Informationen zu Verlauf, Risiken und Alternativen finden.

Fazit

  • Selbstreflexion schĂĽtzt – nicht verdächtigt.
  • Es ist keine Schwäche, bei Unsicherheit Hilfe zu suchen – sondern ein Zeichen von Verantwortung.
  • Nutzen Sie Instrumente wie den POMI-Fragebogen, sprechen Sie offen mit Ihrem Behandlerteam, und informieren Sie sich ggf. auch selbst z. B. anhand der DGS-Leitlinie.

Bei Problemen hilft ggf. auch ein Anruf beim Schmerztelefon der Deutschen Schmerzliga:

Schmerztelefon-Team
der Deutschen Schmerzliga e.V.

Beratungszeiten Schmerztelefon:
- auĂźer an Feiertagen/Urlaub -

Wir sind montags bis freitags
in der Zeit von 10:00 bis 12:00 Uhr
unter der neuen Tel.-Nr. 06431 / 49 72 400 erreichbar.

Alternativ bieten wir auch zu anderen Zeiten Telefontermine nach Absprache an. Dazu senden Sie uns bitte eine eMail mit Ihrem Terminvorschlag an: 
info@schmerzliga.de

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Hilfesuchende bleiben anonym - wir garantieren die Datensicherheit! Bitte beachten Sie, dass die Schmerztelefongespräche/ -auskünfte keine ärztlichen und rechtlichen Beratungen ersetzen.

Wenn Sie uns Ihre Meinung dazu mitteilen wollen,
dann schreiben Sie uns gerne an:

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Stichwort: Opioide / Selbstbeobachtung

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