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Gewöhnung, Abhängigkeit und Sucht im Zusammenhang mit der schmerzmedizinischen Anwendung von Opioiden 


 Was ist der Unterschied zwischen Gewöhnung, Abhängigkeit
und Sucht bei Opioiden?

Wenn Menschen über Opioide sprechen, zum Beispiel in der Schmerzbehandlung, werden Begriffe wie Gewöhnung, Abhängigkeit und Sucht oft durcheinandergebracht. Dabei bedeuten sie unterschiedliche Dinge – und es ist wichtig, das zu verstehen.

Gewöhung (Toleranz)

Was ist das?
Der Körper gewöhnt sich an das Medikament. Das heißt: Die Wirkung lässt mit der Zeit nach, und es kann nötig sein, die Dosis zu erhöhen, um denselben Effekt zu erzielen.

Beispiel:
Am Anfang hilft eine bestimmte Menge Opioid gut gegen Schmerzen. Nach ein paar Wochen merkt man: Es wirkt nicht mehr so stark – man braucht mehr, um denselben Effekt zu spüren.

Wichtig:
Das ist ein normaler körperlicher Vorgang – keine Sucht!

Abhängigkeit
(physische Abhängigkeit)

Was ist das?
Der Körper hat sich an das Medikament gewöhnt und reagiert, wenn es plötzlich fehlt. Das nennt man körperliche Abhängigkeit. Es kann dann zu Entzugserscheinungen kommen, z. B. Unruhe, Zittern, Schwitzen, grippeähnlichen Beschwerden oder Schmerzen.

Wichtig:
Das bedeutet nicht, dass jemand süchtig ist – es ist eine normale, körperliche Reaktion.

Beispiel aus dem Alltag:
Wir alle sind abhängig von Dingen, die für unseren Körper lebenswichtig sind:

  • Sauerstoff: Ohne ihn werden wir bewusstlos – wir sind also abhängig davon.
  • Wasser: Wenn wir zu wenig trinken, trocknet unser Körper aus.
  • Schlaf: Bleiben wir zu lange wach, funktioniert unser Gehirn schlechter.
  • Kaffee oder Zucker (bei Gewohnheit): Wird es plötzlich weggelassen, kann der Körper mit Kopfschmerzen oder Reizbarkeit reagieren – auch das sind Entzugserscheinungen!

-> Diese Beispiele zeigen: Abhängigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Sucht.
Es geht nur darum, dass der Körper sich auf etwas eingestellt hat und eine Umstellung merkt – manchmal deutlich.

In der Schmerzmedizin:
Wenn Opioide über längere Zeit eingenommen werden, ist es normal und erwartbar, dass eine körperliche Abhängigkeit entsteht. Deshalb sollte man sie nicht abrupt absetzen, sondern langsam und kontrolliert reduzieren – das nennt man „ausschleichen“.

Sucht
(psychische Abhängigkeit)

Was ist das?
Sucht bedeutet: Jemand nimmt ein Medikament nicht mehr wegen der Schmerzen, sondern weil er sich nach dem „Gefühl“ sehnt, das es auslöst – z. B. Beruhigung, Euphorie oder ein „Rauschgefühl“. Es kommt zu Kontrollverlust, starkem Verlangen („Craving“) und oft auch heimlichem oder schädlichem Gebrauch.

Beispiel:
Jemand nimmt Opioide weiter, obwohl er keine starken Schmerzen mehr hat. Er versteckt die Einnahme, erhöht selbstständig die Dosis, holt sich das Medikament bei mehreren Ärzten oder nimmt es, um Stress zu „betäuben“.

Wichtig:
Das ist ein ernstes Problem – aber bei sorgfältiger schmerzmedizinischer Anwendung und Kontrolle sehr selten.

Fazit

In der Schmerzmedizin ist es normal und erwartbar, dass sich unter einer längerfristigen Behandlung mit bestimmten Medikamenten wie z.B. Opioiden Gewöhnung und eine körperliche Abhängigkeit entwickeln. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass jemand süchtig ist, denn – unser Körper ist in vielerlei Hinsicht von vielerlei Dingen „abhängig“, auch von gesunden Dingen (wie z.B. Atemluft oder Wasser).

In der Schmerztherapie ist eine körperliche Abhängigkeit bei längerem Opioidgebrauch ganz normal – und gut behandelbar. Sie darf nicht mit Sucht verwechselt werden. Sucht ist ein Sonderfall, der ganz andere Anzeichen hat – und viel seltener vorkommt, wenn Opioide fachgerecht eingesetzt werden.



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dann schreiben Sie uns gerne an:

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Stichwort: Opioide / Gewöhnung

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